Ist der Bio-Gedanke kontaminiert?

Die ganze Bio-Branche redet nur noch über Kontaminanten. Doch Fakt ist, jedes Stück Land, gewonnen für den ökologischen pestizidfreien Anbau, ist ein Gewinn für die Menschheit, schon allein deshalb, weil weniger Pestizide ausgebracht werden. Jedes Produkt, naturnah verarbeitet ohne Zusatzstoffe, ist ein Beitrag für eine gesunde Ernährung.

Wenn ich heute mit Herstellern spreche, dann sagen diese: Unsere Kunden und der Handel verlangen von mir den Analysewert von 0,01 mg/kg bei einer Kontamination einzuhalten – sei es als Grenzwert oder als sogenannter Orientierungswert. Dabei ist klar, dass die Ware, die darüber liegt, als Bio-Ware so nicht mehr absetzbar ist, allen Bemühungen in der Öko-Landwirtschaft und der -Verarbeitung zum Trotz. Da die Ware bei diesen Spurenbefunden jedoch in den allermeisten Fällen den formalen Bio-Status nicht verliert, weil ja die Bio-Landwirte und -Verarbeiter sich an die Regeln der Bio-Verordnung gehalten haben, entsteht ein massiver wirtschaftlicher Schaden für die Bio-Landwirte und -Hersteller durch z.B. Abwertung zum Futtermittel, konventionelle Vermarktung oder gar Vernichtung der Ware.

In dem Business to Business Geschäft wird in Bezug auf Qualitäten fast nur noch über Kontaminanten verhandelt. Für die Prozessqualitätsdiskussion, die die Bio-Branche eigentlich ausmacht, ist das eine Katastrophe. Es ist eine Katastrophe, weil der Fokus verschoben wird: Weg vom Prozess hin zu Endprodukteigenschaften. Eigenschaften, die messbar und bewertbar am fertigen Erzeugnis sind. Der Werdeprozess, dessen Einhaltung und die Intention und Sorgfalt der Tätigen im Prozess spielen zunehmend eine untergeordnete Rolle – also all das, was die Öko-Lebensmittelwirtschaft auszeichnet und so anders und damit erfolgreich macht.

Ich denke, es ist Zeit, sich zu positionieren und NEIN zu dem Produktansatz zu sagen. Lassen Sie uns Bio und dessen Werte neu und schlagfertig definieren und dahinterstehen – um zu leben und leben zu lassen. (Alexander Beck) +++

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