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Weiterentwicklung von Bio | Leitartikel

Wie werden die Bio-Produkte der Zukunft idealerweise produziert?

Was darf Bio künftig – was darf es nicht? Wie kann sichergestellt werden, dass Bio integer bleibt? Fragen, die auf das Entwicklungspotential der Bio-Lebensmittelherstellung zielen. Der Blick durch die Zukunftsbrille gibt mögliche Antworten. Er zeigt, was die Bio-Herstellung in die Zukunft trägt.

Nächster Schritt für die Bio-Verordnung?

Als rechtliche Grundlage der Bio-Herstellung muss zunächst die Bio-Verordnung zukunftsfähig sein. Weiterentwicklung gilt auch hier – nach der Revision ist vor der Revision. Der Vergleich der aktuellen Bio-Verordnung (EU) 2018/848 mit ihrer Vorgängerin zeigt:  das aktuelle Bio-Recht wurde mit vielen delegierten und Durchführungsrechtsakten versehen. Es ist bürokratischer und unübersichtlicher. Wird das Bio-Recht künftig überarbeitet, sollte Ziel sein: ein besser lesbares, durchgängig konsistentes und leichter übersichtliches Recht. Das erleichtert Unternehmerinnen und Unternehmern den Einstieg in die Bio-Verarbeitung.

Der Lebensmittelmarkt entwickelt sich laufend. Trends prägen ihn, aber auch langfristige, gesellschaftliche Entwicklungen. Eine zentrale Aufgabe für die Bio-Brache? Entscheiden, wie sie auf diese Trends und Entwicklungen reagieren wird. Branchenakteurinnen und -akteure müssen sich mit einer Breite an Themen auseinandersetzen. Die Verarbeitung von alternativen Proteinquellen muss genauso geregelt werden, wie die Supplementierung und Kennzeichnung von Lebensmitteln. Neue genomische Techniken und ihre Kennzeichnung oder In-Vitro-Fleischproduktion brauchen Diskurs und Konsens. Ohne geht es nicht. Damit einher geht auch die Frage, welche Verarbeitungsmethoden künftig unter dem Bio-Label praktiziert werden sollen. Wieder gilt: Trends und Entwicklungen ergebnisoffen betrachten und diskutieren.

Nachhaltiges Handeln ist unabdingbar. Nur so können wir die ökologischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen in Zukunft bewältigen. Der kreislauforientierte Prozessansatz legt der Bio-Produktion den Nachhaltigkeitsgedanken zu Grunde. Trotzdem könnte Nachhaltigkeit weitgreifender im Bio-Recht integriert sein. Umfassende Gesetzgebungsprozesse im Nachhaltigkeitsrecht sind angestoßen – Green Claims, Green Taxonomie, Legislative framework for sustainable food systems werden längst politisch diskutiert. Zum einen mit dem Ziel nachhaltiges Handeln zu fördern. Zum anderen, um Greenwashing den Kampf anzusagen. Sichergestellt sein muss, dass die Leistungen der Bio-Produktion honoriert und wertgeschätzt werden. Ihre Alleinstellungsmerkmale müssen geschützt und durch die Gesetzgebung Kaufanreize für biologisch produzierte Lebensmittel geschaffen werden.

Sinnvoll digital – Bio-Kontrolle der Zukunft

Auch in der Praxis ist Weiterentwicklung eine Frage sinnvoller Schritte. Vorschläge für einen machbaren Weg hin zur Bio-Kontrolle der Zukunft gibt es bereits – Stichwort Integration digitaler Zertifizierungs- und Produktionsdaten sowie geographischer Daten. Dies schafft ein verbessertes Ökokontroll- und Zertifizierungssystem. Vorhandene Flächendaten aus der Landwirtschaft sowie angebaute Kulturen und geschätzte Erntemengen werden in einer Datenbank zusammengeführt und verknüpft, so kann der Rohstoffhandel bei „großen“ Kulturen verfolgt und mit einem Ampelsystem Partien freigegeben werden, gegebenenfalls mit Prüfauftrag versehen oder gar gesperrt werden. Ein praktisch umsetzbares, technologisches Konzept für eine zeitgemäße Bio-Kontrolle mit Vorteilen. Das Team des Projekts DIGICHECK arbeitet daran gemeinsam mit der AöL, einige Öko-Kontrollstellen greifen bereits auf das System zu – für mehr Sicherheit des gesamten Öko-Kontrollsystems und weniger Betrugsfälle.

Boden als Grundlage

Weiterentwicklung bedeutet in vielerlei Hinsicht auch ein Besinnen auf die Grundlagen. Was ist wirklich wichtig, wo lohnt es sich den Fortschritt anzusetzen? Humusreicher Boden ist eine dieser Grundlagen. Für den umweltschonenden Anbau von gesundheitsförderlichen Lebensmitteln und für die Zukunft. Humus im Boden kann diesen besser an den Klimawandel anpassen, sorgt für stabilere Erträge mit hoher Nährstoffdichte der Produkte, kann Wasser besser infiltrieren, halten und speichern, die Bodenstruktur verbessern und Kohlenstoff speichern. Die humusaufbauende Landwirtschaft ist damit ein essentieller Teil der Themen Rohstoffsicherung und Nachhaltigkeit. Sogenannte Humuszertifikate und der Handel damit, Bodenpraktikerkurse mit Fokus auf den Vorteilen mineralstoffhaltiger Böden, Regelungen zur Bestimmung der Humusgehalte auf Flächen – all das sind Ansätze, die die Bio-Herstellung auf guter Grundlage in die Zukunft tragen.