Moderne Lebensmittelverarbeitung — moderne Lebensmittel. Ist die Gleichung so einfach? Sicher ist: neben den klassisch messbaren, sensorischen oder sichtbaren Eigenschaften eines Produktes spielen die Art der Erzeugung und Verarbeitung, sowie die Werte, die es transportiert, eine wichtige Rolle. Bio steht für sorgfältigen Umgang mit der Umwelt, Fairness in der Lebensmittelkette, Tierwohl, Verantwortung für Mensch und Natur. Und für Natürlichkeit: Bio-Lebensmittel sind sorgfältig verarbeitet und oft möglichst naturbelassen. Sie schmecken natürlich – dank ausschließlich echter Rohstoffe und einer Verarbeitung weitgehend ohne Zusatzstoffe. Die Verarbeiterinnen und Verarbeiter erhalten die natürlichen Eigenschaften von Lebensmitteln durch schonende und angemessene Verarbeitungstechnologien. Für möglichst naturbelassene und nahrhafte Produkte. Für Bio-Produkte die wertvoll sind für eine gesunde Ernährung.
Dennoch zeichnet sich ab: Das „Bio“ in „Bio-Lebensmittel“ wird für Verbraucherinnen und Verbraucher künftig immer mehr als Zusatznutzen wahrgenommen. Heißt für die Branchenakteurinnen und -akteure: Bio wird als Alleinstellungsmerkmal für Verarbeitung und Produkt möglicherweise nicht mehr ausreichen. Denn die Welt ist schon heute mehr „bio“ und mehr „öko“. Die „Ökos“ und die Bio-Lebensmittel werden konventioneller wahrgenommen. Macht sich „Öko“ auf lange Sicht selbst überflüssig? Wird es Teil des neuen „Modern“? Und dann – Ziel erreicht?
Sicher nicht! Es gibt noch viel zu tun. Auch heute ist Bio noch in der Nische und macht nur wenige Prozent des Umsatzes der Lebensmittelbrache aus. Und der Weg, das Ernährungssystem in Richtung Enkeltauglichkeit zu transformieren ist noch lang. Die Welt noch nicht gerettet. Es besteht ohne Zweifel weiter großer Bedarf für Veränderungen. Wir brauchen Innovation, Mut und Zuversicht und unternehmerisches Engagement, um enkeltaugliche Zukünfte zu gestalten. Auch in dem von uns verantworteten Wirtschaftsbereich.
Was heißt das für die Lebensmittelherstellerinnen und -Hersteller die bisher auf ökologische Verarbeitung und Bio-Produkte gesetzt haben? Und für ihre Produktion? Für Unternehmen, denen die Verantwortung für Menschen und Umwelt ein Anliegen ist? Ein Weg, sich zu positionieren und ihren Beitrag zu leisten: über die Produktion und das Produkt. Qualität neu betrachten und in den Vordergrund rücken — selbstredend. Innovationen für eine nachhaltige Transformation hin zu einer lebenswerten Zukunft — natürlich. Genuss als Argument — klar immer. Nachhaltigkeit im Kern — ohnehin. Möglichst vollwertige Lebensmittel – natürlich.
Bio als Trendsetter? Die Bio-Branche hat schon viele Trends in der Lebensmittelbranche gesetzt und Innovationen etabliert. Angefangen bei der Palette der Vollkornprodukte, und multiplen Müsliprodukte über die veganen Produkte und kaltgepressten Öle bis hin zu den Verfahren der Warmfleischverarbeitung, ist die Liste lang. Auch neue Konzept der Zusammenarbeit von Landwirtschaft und regionalen Unternehmen für eine „ökologische Nahversorgung“, oder Abo-Kisten als neues Vertriebssystem sind Errungenschaften der ökologischen Verarbeitungskonzepte. Diese sind auch verbunden mit technologischen Innovationen und neuen Verpackungs- und Transportkonzepten.
Was ebenfalls Teil einer nachhaltigen Produktion ist: Maßnahmen und Werte transparent abbilden, die die eigene Produktion ausmachen. Die des Unternehmens und die, die das Produkt transportiert. Denn was die Kommunikation betrifft, wird die Welt immer mehr zum Dorf. Jede Information, jede Erfahrung, jegliche Haltung kann in Sekundenschnelle viral gehen und global verbreitet werden. Scheinbar ungefiltert, oftmals ungeprüft, vielfach unsortiert. In diesem Informationsüberfluss wird Transparenz zum Schlüssel für Vertrauen. Dort, wo Menschen alle für sie relevanten Informationen – transparent aufbereitet und präzise formuliert – vorfinden, kann Vertrauen entstehen. Und es geht noch einen Schritt weiter: klassische Produktionseigenschaften, wie naturnahe Produktion ohne Zusatzstoffe, werden künftig nur untergeordnet entscheidend sein. Wichtiger sind die Werte, die damit verbunden sind. Welcher Wert steht hinter der Produktion ohne Zusatzstoffe? Es geht darum Lebensmittel so natürlich wie möglich zu belassen, sie schonend – entwickelnd – zu verarbeiten und eine Vollwertigkeit anzustreben. Schafft ein Unternehmen es, dies für die Verbraucherinnen und Verbraucher transparent zu machen, ist es vertrauenswürdig.
Viele Öko-Lebensmittelherstellerinnen und -hersteller erreichen das, indem sie ihren Fokus auf Ganzheitlichkeit richten – sowohl in den Produkten und der Produktpalette, als auch im nachhaltigen Engagement und im Umgang mit Mitarbeitenden, Stakeholdern und Geschäftspartnerinnen und -partnern. Indem sie sich für die Fachkräfte von Morgen aktiv an Bildungsinitiativen beteiligen. Oder diese gleich selbst ins Leben rufen. Indem sie „Verantwortung“ wörtlich nehmen und ihr Unternehmen in eine Stiftung integrieren – ganz im Sinne des Verantwortungseigentums. Indem Unternehmensslogans neben griffigen Worten vor allem lebendige Leitbilder im Unternehmen sind.
Neben der Produktion und dem Produkt selbst gilt die Frage nach Werten und vertrauenswürdigen Eigenschaften auch für seine Verpackung und Präsentation. Denn das ist das Erste, was die Menschen wahrnehmen. Ist Türöffner oder eben nicht. Und damit überaus wichtig.
Viele Anforderungen bestehen an Verpackungen und Verpackungssysteme: sie soll transparent Informationen transportieren, Schutz für das Lebensmittel sein, möglichst nachhaltig sein, einen hohen Wiedererkennungswert haben und im Regal positiv auffallen. Für Bio-Produkte gilt: die Verpackung sollte ökologische Aspekte besonders berücksichtigen. Zielkonflikte sind damit vorprogrammiert. Daher: Die optimale Verpackung gibt es nicht und die ideale Verpackung eines Bio-Produkts ist immer eine individuelle Lösung.
