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AöL fordert politischen Kurswechsel zum Erhalt von KMU

Bad Brückenau, 12. November 2025. Ein neues Gutachten der Humboldt-Professur für Nachhaltige Ernährungswirtschaft an der Universität Freiburg zeigt das Ausmaß des Strukturwandels in der deutschen Lebensmittelverarbeitung: Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Lebensmittelhandwerksbetriebe um rund 40 Prozent gesunken. Immer mehr handwerkliche Betriebe werden von großen Industrieunternehmen verdrängt oder von Supermarktketten übernommen. Heute erwirtschaften Großbetriebe mehr als 80 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche. Die Assoziation ökologischer Lebensmittelherstellerinnen und -hersteller (AöL) sieht darin ein Warnsignal und fordert politische Maßnahmen, um kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) zu stärken und damit Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Die AöL hatte die Erstellung des Gutachtens 2023 mit initialisiert und seither unterstützt. Das Gutachten analysiert Ursachen, Folgen und mögliche Maßnahmen für Resilienz und Nachhaltigkeit. „Einmal mehr zeigt sich, wie systemrelevant kleine und mittelständische Betriebe in der Lebensmittelverarbeitung sind“, so Matthias Beuger, Geschäftsleitung nationale Netzwerke bei der AöL, „ohne funktionierende handwerkliche Strukturen fehlt im Krisenfall die Fähigkeit, Menschen dezentral mit Lebensmitteln zu versorgen. Und auch im Alltag brauchen wir Vielfalt und Know-How, um nachhaltige Ernährungssysteme zu sichern.“

Das Gutachten zum Strukturwandel in der Lebensmittelverarbeitung untersucht auf Basis von zwölf Monaten Forschung die enormen Veränderungen in Marktstruktur, Beschäftigung und Ausbildung im Ernährungshandwerk. Was nach Modernisierung klingt, bedeutet in Wahrheit den schleichenden Verlust von regionaler Wertschöpfung, Arbeitsplätzen und handwerklicher Kompetenz. Mit dem Rückgang von KMU geht nicht nur wirtschaftliche Stabilität verloren, sondern auch Wissen und Identität.

Die AöL fordert daher, den Strukturwandel politisch zu gestalten. „Politische Instrumente müssen sich an Gemeinwohl und Resilienz orientieren. Es braucht Leitplanken, die KMU stärken, statt Marktanteile weiter in industrielle Strukturen zu lenken“, so Anne Baumann, geschäftsführende Vorständin der AöL. Netzwerke sollen gefestigt und faire Wettbewerbsbedingungen zwischen Industrie und Handwerk geschaffen werden.

Das vollständige Gutachten der Humboldt-Professur für Nachhaltige Ernährungswirtschaft wird Ende des Jahres veröffentlicht. Zur Präsentation der Studie