Was müssten Lebensmittel eigentlich kosten, wenn ihre ökologischen und sozialen Auswirkungen entlang der Lieferkette mit in den Verkaufspreis einfließen würden? Um eine Antwort auf diese Frage geben zu können, hält die AöL das Konzept der „wahren Preise“ für zielführend und notwendig. Denn unsere Lebensmittelpreise sind bislang trügerisch niedrig. Es fehlen die versteckten Folgekosten.
Ein ganz ähnliches Konzept möchte PENNY nun gemeinsam mit der Universität Augsburg umsetzen. Hierzu stellt der Discounter anhand einer kleinen Auswahl an Produkten eine Berechnung „wahrer Verkaufspreise“ vor und erntet medial große Aufmerksamkeit.
„An der Kasse zahlen unsere Kunden natürlich den Verkaufspreis ohne True Costs“, so Stefan Magel, COO von PENNY. Das Thema „wahre Preise“ wird damit dem Verbraucher zwar nahgebracht und dass ist sehr zu begrüßen, jedoch bleibt ein Kerngedanke im Hintergrund, so Alexander Beck, Geschäftsführer der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller: „Die „wahren Preise“ zeigen nicht nur, was Lebensmittel eigentlich kosten müssten, sondern auch, was sie den Verbraucher bereits heute mit Blick auf morgen kosten. Wir reden hier somit nicht über fiktive, sondern über ganz reale Kosten für den Verbraucher, die nur an anderer Stelle anfallen. Preise von Bio-Produkten sind bereits näher an den „wahren Preisen“, weil für deren Produktion weniger Kosten externalisiert werden. Sie sprechen schon jetzt deutlich mehr die Wahrheit.“
Bereits seit vielen Jahren berechnen Wissenschaftler gemeinsam mit Herstellern und Handel auf Grundlage der externalisierten Kosten „wahre Preis“ für Lebensmittel. Viele Hersteller aus dem Bio-Bereich beteiligen sich an der Datenerhebung. Unter die sogenannten „versteckten Kosten“ fallen beispielsweise Belastungen des Gesundheitssystem durch gesundheitliche Folgen von Pestizideinsatz und ungesunde Ernährungsstile, aber auch Kosten, die durch den Verlust der Artenvielfalt oder die Belastung von Trinkwasser anfallen. Kosten, die der Verbraucher zwar nicht am Regal sieht, aber über steigende Steuern, Trinkwasserkosten oder Krankenkassenbeiträge schlussendlich doch bezahlt. Berechnungen aus einer Pilotstudie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young gemeinsam mit Soil & More zeigen beispielsweise, dass Bio-Produkte sogar günstiger sein können als konventionell produzierte Lebensmittel, wenn die versteckten Kosten eingepreist werden. So soll ein Kilo konventioneller Äpfel 19 cent teurer sein, als ein Kilo Bio-Äpfel, wenn man die wahren Kosten zugrunde legt.
Auch für die Bio-Branche könnte die Auszeichnung der „wahren Preise“ ein mutiger Schritt in die richtige Richtung sein. So würden die höheren Preise auch im Bio-Handel relativiert. Eine flächendeckende Auszeichnung würde Transparenz schaffen und dem Verbraucher die Wahl lassen. Für eine echte Einpreisung der „wahren Kosten“ ist jedoch die Lenkungswirkung und Rahmensetzung der Politik gefragt.
Ihr Matthias Beuger